Brustrekonstruktion

Der Begriff „Brustrekonstruktion“ beschreibt die plastisch-chirurgische Wiederherstellung einer weiblichen Brust. Mit Hilfe von körpereigenem Gewebe oder einem künstlichen Implantat wird dabei die ursprüngliche Brustform mitsamt Brustwarze nachgeformt.

Mit rund 70.000 Fällen im Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Bei den meisten Patientinnen (ca. 75 bis 80 Prozent) kann der Tumor brusterhaltend entfernt werden, aber bei 25 bis 20 Prozent der Krankheitsfälle ist dies leider nicht möglich.
Am häufigsten ist die Brustrekonstruktion nach der Entfernung des Tumors bei Brustkrebs. Aber auch angeborene Fehlbildungen oder die vorsorgliche Entfernung der Brustdrüse bei einem genetisch erhöhten Brustkrebsrisiko (BRCA-Mutation) können Grund für einen Wiederaufbau sein.

Der Verlust einer Brust im Rahmen einer Tumorentfernung ist für die meisten Frauen eine große seelische Belastung und gibt den Betroffenen häufig das Gefühl, unvollständig zu sein.
Für eine bestmögliche medizinische Versorgung bei Brustkrebs stehen deutschlandweit Experten in rund 300 zertifizierten Brustzentren zur Verfügung. Viele arbeiten eng mit Plastischen Chirurgen zusammen, da die Brustrekonstruktion ein selbstverständlicher Teil der Behandlung ist. Hierfür stehen moderne Methoden zur Verfügung, die individuell auf Ihre Situation und Vorstellungen abgestimmt werden und möglichst gleich bei der Diagnose aus medizinisch-ästhetischer Sicht einbezogen werden.
Um Ihnen ein ideales Behandlungskonzept anbieten zu können, müssen sämtliche zur Verfügung stehende Verfahren beherrscht werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie vergibt ein Zertifikat, das an umfangreiche Qualitätsanforderungen und hohe Erfahrung in der Brustwiederherstellung geknüpft ist. Für die Brustrekonstruktion gibt es keine Altersbegrenzung, die Entscheidung sollte jedoch erst nach einer umfassenden und kompetenten Beratung souverän getroffen werden. Die Arztsuche zeigt Ihnen, wo sich in Ihrer Nähe ein kompetenter Ansprechpartner für sie befindet. Für die meisten Patientinnen ist die Wiederherstellung der Brust mit einem enormen Gewinn an Lebensqualität und Selbstbewusstsein verbunden.
Gerade in der Mammachirurgie spielt die Integrität des Körpers für die Patientinnen zur Krankheitsbewältigung ein zentrale Rolle. Um das Ziel einer möglichst natürlichen Wiederherstellung der Brust zu verfolgen, sind schon im Rahmen der Tumoroperation multiple Aspekte zu beachten, welche auch Einzug in die gängige Leitlinie gefunden haben.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Brustwiederaufbau, die sich im Wesentlichen in drei grundsätzliche Methoden einteilen lassen:

Implantatrekonstruktion (Silikon-Implantate)

Implantatrekonstruktion (Silikon-Implantate)

Eigengewebsrekonstruktion (Transplantation von Gewebe des eigenen Körpers)
Dabei sind die drei gängigsten Varianten:

Entnahmestelle TMG/PAP Vorderansicht
Hebung des DIEP
Entnahme S-GAP/ I-Gap

Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Brustrekonstruktion: sofort oder später?

Es gibt, abhängig von der Krebserkrankung und -behandlung, zwei Optionen: Entweder wird die Brust in einer Operation entfernt und sogleich rekonstruiert, oder die Rekonstruktion wird in einem späteren Eingriff durchgeführt. Neben onkologischen Aspekten ist auch die psychische Verfassung der Patientin maßgeblich.
Ein sofortiger Wiederaufbau der Brust sollte nur erfolgen, wenn die Therapie der Brustkrebserkrankung mit der Abnahme der Brust sicher abgeschlossen ist.
Für eine spätere Rekonstruktion sollten Wundheilung sowie eine eventuell begleitende Behandlung (z. B. Chemotherapie, Strahlentherapie) mindestens sechs Monate abgewartet werden. Der vorübergehende Einsatz eines Implantates lässt auch für eine spätere Rekonstruktion mit Eigengewebe alle Möglichkeiten offen.
Grundsätzlich ist ein Wiederaufbau der Brust auch noch nach mehreren Monaten oder Jahren durchführbar und richtet sich nach den Wünschen der Patientin.

 

Auswahl des Operateurs

Eine optimale Brustrekonstruktion setzt eine gute Zusammenarbeit des behandelnden Senologen (in der Regel ein Gynäkologe) und des Plastischen Chirurgen voraus. Ein Plastischer Chirurg sollte zu jedem zertifizierten Brustzentrum gehören und im Idealfall ab dem Zeitpunkt der Krebsdiagnose in die Behandlung einbezogen werden. Nur so ist eine rechtzeitige Aufklärung über alle derzeit bekannten Arten der Brustrekonstruktion möglich. Der Plastische Chirurg sollte eine Mindestanzahl der mikrochirurgisch anspruchsvollen Eigengewebsrekonstruktionen durch Zertifikate belegen können und den Titel „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ (bzw. „Facharzt für Plastische Chirurgie“) tragen. Andere Bezeichnungen wie „Kosmetischer Chirurg“, „Schönheitschirurg“ oder „Ästhetischer Chirurg“ sind keine geschützten Titel und können von jedem Arzt geführt werden. Über die Aus- bzw. Weiterbildung sagen sie nichts aus.

 

Welche Komplikationen können entstehen?

Jede Operation bringt Risiken mit sich. Die Risiken einer Brustrekonstruktion können aber minimiert werden, wenn die Operation von einem qualifizierten Plastischen Chirurgen mit genügend Erfahrung vorgenommen wird. Trotz größter Sorgfalt können aber, wie bei jedem chirurgischen Eingriff, während oder nach der Operation vereinzelt Komplikationen auftreten. Neben spezifischen Risiken der einzelnen Rekonstruktionsmethoden besteht bei jeder Operation die Gefahr allgemeiner Komplikationen: Infektion, Wundheilungsstörungen, Nachblutungen, Blutergüssen, Taubheitsgefühl, überschießende Narbenbildung, die Notwendigkeit von Folgeoperationen, Thrombose oder Embolie.
Ziel der Rekonstruktion ist eine natürlich erscheinende Brust, jedoch kann die ursprüngliche Optik und Gefühlsempfindung der Brust nicht erreicht werden. Weiterhin verbleiben in der Regel Narben im Bereich der rekonstruierten Brust – sowohl aufgrund der erfolgten Voroperationen (z. B. Mastektomie) oder infolge der Rekonstruktion. Häufig ist zur Herstellung der Symmetrie eine Anpassung der gesunden Brust (z. B. durch Straffung oder Verkleinerung) notwendig.

Was eine Rekonstruktion mit Silikonimplantaten betrifft, können die nachfolgenden Komplikationen auftreten. In Einzelfällen können Implantate ertast- und fühlbar sein.

Eine häufige Komplikation ist die so genannte Kapselfibrose oder Kapselkontraktur. Das Implantat ist für den menschlichen Organismus ein Fremdkörper, so dass er es im Heilungsverlauf mit einer dünnen Schicht aus Bindegewebe umhüllt. Je nach Veranlagung kann sich diese „Kapsel“ verhärten, wodurch sich die Brust fester als normal anfühlt. Derartige Verhärtungen können unterschiedlich stark ausfallen und schlimmstenfalls zu Schmerzen, zu Verschiebungen oder Verdrehungen des Implantats oder zu Verformungen der Brust führen. Dann ist ein erneuter Eingriff erforderlich, bei dem diese Kapsel entfernt und das Implantat ersetzt oder entfernt werden muss.

Wie alle Kunststoffe unterliegen auch die Implantate gewissen Materialermüdungen, was zu Defekten der Silikonhülle führen kann. Allerdings ist auch bei intakten Implantathüllen ein Austritt von Füllungsbestandteilen beschrieben (sog. Bleeding). Wird das Implantat durch eine Gewalteinwirkung beschädigt, kann dies ggf. zu ernsten Komplikationen (z. B. Gewebsreaktionen) führen. Eine entsprechende Ultraschall- oder MRT-Untersuchung zeigt, ob das Implantat Schaden genommen hat. Ein unbemerktes Platzen oder eine Bildung von Rissen mit der Folge eines Austritts von Silikongel ist auch bei modernen, dickwandigen und mit dickflüssigem Gel gefüllten Implantaten nicht auszuschließen. Die biologischen Auswirkungen von austretendem Silikon können noch nicht abschließend eingeschätzt werden. Alle anderen Füllmaterialien, z.B. Kochsalz-/Kolloidlösungen, werden vom umgebenden Gewebe aufgenommen und durch die Nieren ausgeschieden. In diesen Fällen bemerken Sie eine rasche Volumenabnahme der Brust.

Ein Teil der Patientinnen, die eine Brustvergrößerung mit Implantaten erhielten, berichten über eine Vielzahl von unspezifischen Symptomen, wie z. B. Gelenkschmerzen, Verwirrtheit, chronischer Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Autoimmunerkrankungen, depressive Verstimmung, hormonelle Beschwerden oder andere. Diese Symptome werden unter dem Begriff Breast Implant Illness (BII) zusammengefasst. Ebenfalls denkbar sind mit dem Implantat zusammenhängende Symptome, die an rheumatische Erkrankungen denken lassen. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Brustimplantat und Symptomen konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden und bedarf weiterer Forschung. Allerdings berichten betroffene Patientinnen von einem Rückgang der Symptome, wenn die Implantate entfernt werden. Ein individuelles Patientenrisiko für die Entwicklung dieser Symptome ist noch nicht bekannt. Vermutet wird eine individuelle Fremdkörperreaktion auf das Implantat oder dessen Inhaltsstoffe.
Neuere Statistiken weisen auf eine Erhöhung des Risikos hin, nach einer Brustimplantation an einer seltenen Erkrankung des Lymphgewebes, dem sog. anaplastischen, großzelligen Lymphom (BIA-ALCL – Breast-Implant-Associated-Anaplastic Large Cell Lymphoma), zu erkranken. Dieses ist ein bösartiger Tumor, der bei einer entsprechenden Therapie in der Regel gut behandelt werden kann. Es sind aber auch Todesfälle beschrieben. Sie sollten regelmäßig Ihre Brust von Ihrem Frauenarzt untersuchen lassen. Noch seltener ist das sogenannte Brustimplantat-assoziierte Plattenepithelkarzinom (Breast Implant associated squamous cell carcinoma; BIA-SCC). Hierbei handelt es sich um einen aggressiven epithelialen Tumor, der mit Brustimplantaten assoziiert zu sein scheint und von der Kapsel um das Brustimplantat ausgeht. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, Risikofaktoren für Patientinnen zu bestimmen. Aufgrund der Durchtrennung feiner Nerven kann vor allem bei großen Implantaten das Gefühl an der Brustwarze vorübergehend beeinträchtigt sein. Taubheit oder besondere Empfindlichkeit nehmen in der Regel bald wieder ab. In seltenen Fällen ist die Taubheit jedoch auch bleibend.

 In Ausnahmefällen kann es zu Wundheilungsstörungen, Blutergüssen, Infektionen und Ansammlung von Sekret kommen, die dazu führen können, dass das Implantat  vorübergehend entfernt werden muss.

Sind Sie als Frau in einem Alter, in dem Sie regelmäßig Mammographie-Untersuchungen vornehmen lassen, sollten Sie Ihren Arzt in jedem Fall über Ihr Brustimplantat informieren, da es die Untersuchung einschränkt. Alternativ kann der Brustzustand per Ultraschall oder Kernspin-Tomografie untersucht werden – die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse jedoch meist nicht.

Das Gespräch mit dem Facharzt

Voraussetzung für einen gelungenen Eingriff ist ein ausführliches Gespräch über die Details der Operation und mögliche Komplikationen. Nach einer körperlichen Untersuchung wird der Plastische Chirurg Ihnen erklären, welche Methoden der Brustrekonstruktion für Sie in Frage kommen und Sie über Vor- und Nachteile der einzelnen Operationsverfahren aufklären. Dabei ist es wichtig, dass Sie über das realistisch zu erwartende Ergebnis, mögliche Risiken und Komplikationen sowie die Nachbehandlung aufgeklärt werden. Weiterhin wird Sie der Plastische Chirurg über mögliche Folgeoperationen (z. B. Rekonstruktion der Brustwarze, Brustverkleinerung/ -straffung der gesunden Brust) aufklären. Falls nach dem Gespräch noch Fragen offenbleiben, vereinbaren Sie einen weiteren Termin oder rufen Sie Ihren Plastischen Chirurgen an. Eine ausreichende Bedenkzeit vor der Operation sollte Ihnen in jedem Fall zur Verfügung stehen. Dies trifft ausdrücklich
auch zu, wenn Sie etwa mit der Diagnose Brustkrebs gerade erst konfrontiert worden sind. Sie haben immer die Möglichkeit und auch das Recht, sich eine zweite Meinung einzuholen.

Vor der Brustrekonstruktion

Mindestens 14 Tage vor der Operation sollten Sie keine Schmerzmittel einnehmen, die Acetylsalicylsäure enthalten (z.B. Aspirin). Die blutverdünnende Wirkung verzögert die Blutgerinnung und kann Nachblutungen verursachen. Sollten Sie Tamoxifen einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie das Medikament vor dem Eingriff absetzen sollten.
Reduzieren Sie den Konsum von Nikotin und Alkohol vor dem Eingriff auf ein Minimum. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein oder leiden Sie unter Allergien (beispielsweise gegen Medikamente, Desinfektionsmittel oder Pflaster), teilen Sie dies unbedingt dem Arzt mit. Informieren Sie ihn auch über bekannte Krankheiten. Neigen Sie zu blauen Flecken oder anhaltenden Blutungen nach kleinen Verletzungen, sollte der Plastische Chirurg eine Gerinnungsstörung vor der Operation unbedingt ausschließen.
Der Eingriff wird stationär in Vollnarkose durchgeführt. Welche Voruntersuchungen dafür notwendig sind und wann sie durchgeführt werden, besprechen Sie am besten mit Ihrem Plastischen Chirurgen. Sie werden auch Gelegenheit haben, die Narkose mit dem Anästhesisten zu besprechen.

 

Wiederherstellung der Brustwarze

Um ein möglichst natürliches Brustbild zu erreichen, kann die wiederhergestellte Brust in einer Folgeoperation durch eine rekonstruierte Brustwarze sowie einen rekonstruierten Warzenvorhof ergänzt werden. Hierfür gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten, die der Plastische Chirurg mit Ihnen erörtern wird. Grundsätzlich gibt es den Aufbau der Brustwarze durch Gewebeverschiebung vor Ort, den Aufbau der Brustwarze mit Verwendung von Brustwarzengewebe der Gegenseite, den Aufbau des Warzenvorhofes mit Haut aus der Leiste sowie der Aufbau des Warzenvorhofes durch Tätowierung. Diese Operation sollte erst einige Monate nach der Brustrekonstruktion stattfinden, da es noch zu deutlichen Formveränderungen nach der Rekonstruktion kommen kann.

 

Nach der Brustrekonstruktion

Unmittelbar nach der Operation wird die Brust für ein paar Tage schmerzen. In der Regel werden dagegen Schmerzmittel verabreicht.
Die in der Operation eingelegten Wunddrainagen werden nach einigen Tagen entfernt. Danach können Sie in der Regel duschen. Auf Vollbäder sollten Sie jedoch einige Wochen verzichten. Die Dauer des stationären Aufenthaltes richtet sich vor allem nach dem Operationsverfahren und beträgt bei komplikationslosem Verlauf zwischen einigen Tagen bis zu zwei Wochen. Nach etwa 14 Tagen können Sie mit der Narbenpflege (Eincremen und leichte Massage) beginnen.
Die voraussichtliche Arbeitsunfähigkeit beträgt etwa sechs Wochen. Belastende körperliche Aktivitäten sowie Sport sollten Sie zwei bis drei Monate nach der Operation vermeiden.
Das Tragen von Kompressions-BH oder -mieder wird in der Regel für sechs Wochen empfohlen. Solange die Narben nach der Operation für einige Wochen oder Monate gerötet sind, sollten Sie UV-Licht an diesen Arealen vermeiden.
Auch ist es wichtig, dass Sie in Rückenlage schlafen, um die innere Wundheilung nicht zu stören.
Eventuell notwendige Folgeoperationen wie eine angleichende Operation der anderen Brust oder die Rekonstruktion der Brustwarzen werden vor Beginn der Brustrekonstruktion im Rahmen eines Gesamtkonzeptes geplant und bei Bedarf durch eine eventuell notwendige Formkorrektur der rekonstruierten Brust ergänzt.

 

Wer trägt die Kosten?

Die Kosten für die Brustrekonstruktion und notwendige Folgeoperationen werden von den Krankenkassen vollständig übernommen. Vor der Operation sollte, vor allem bei Folgeoperationen oder Angleichtung der Gegenseite, die Kostenübernahmebescheinigung eingeholt werden.

Qualitätssicherung

Die modernen Techniken der Brustwiederherstellung erfordern nicht nur eine große operative Erfahrung, sondern auch eine kontinuierliche Beschäftigung mit den neuen Methoden der Brustkrebsbehandlung.

Plastische Chirurgen, die sich auf die Brustrekonstruktion spezialisiert haben, erfassen und vergleichen Ihre Resultate deutschlandweit um im gegenseitigen Austausch ständig die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern.

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